Boeing P-8A Poseidon: Herrscher über die Ozeane (2024)

Das Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" in Nordholz kann sich nach der Leidenszeit mit der unzuverlässigen und antiquierten P-3C Orion auf ein "tolles Flugzeug" freuen, frohlockte Vizeadmiral Jan Christian Kaack, Inspekteur der Marine. Und auch Kapitän zur See Thorsten Bobzin, Kommandeur der Marineflieger, dankte allen Unterstützern, die den Kauf von fünf P-8A Poseidon in den USA möglich gemacht haben – noch vor der "Zeitenwende" in der deutschen Verteidigungspolitik. Und nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine legte die Marine-Fraktion auch gleich nach: Sieben weitere P-8A seien wünschenswert, schließlich habe man früher auch einmal 15 Dassault Atlantique betrieben, und in allen Strategiepapieren steht ein Bedarf für zwölf bis 15 Flugzeuge.

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Vorerst stehen die personell dünn besetzten Marineflieger allerdings vor der großen Herausforderung, das neue Muster so schnell wie möglich einsatzbereit zu machen. Der im September 2021 finalisierte, auf 1,77 Milliarden Dollar (inzwischen 1,71 Mrd. Euro) kalkulierte Regierungsvertrag (FMS / Foreign Military Sale) sieht einen Lieferbeginn schon im Oktober 2024 vor, und alle Flugzeuge sollen bereits im ersten Halbjahr 2025 übergeben sein. Viel Luft ist nicht in den Plänen, denn die P-3C sollen 2025 ausgemustert werden. Eine anfängliche Einsatzbereitschaft der P-8A wird dann für 2026 angestrebt.

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Boeing

Der Lieferbeginn soll schon im Oktober 2024 beginnen, alle Flugzeuge sollen bereits im ersten Halbjahr 2025 übergeben sein. Eine Einsatzbereitschaft der P-8A wird dann für 2026 angestrebt.

Industrie Hilft

Abgesehen von Infrastrukturanpassungen und dem Aufbau der Missionsunterstützungssysteme in Nordholz wird vor allem die Ausbildung der Besatzungen ein Problem. Hierfür muss man auf die US Navy zurückgreifen, die aber auch mit Engpässen zu kämpfen hat. "Wir haben Abhilfsmaßnahmen identifiziert und werden das Personal rechtzeitig geschult haben", gibt sich Bobzin zuversichtlich. Hilfreich ist, dass man die P-3C momentan mit elf Crewmitgliedern betreibt, für die P-8A aber nur acht oder neun Mann benötigt werden.

Bei der technischen Betreuung und der Ausbildung für die Poseidon werden die Boeing-Partner ESG und Lufthansa Technik helfen. Diese unterzeichneten am 5. Juli eine erweiterte Kooperationsvereinbarung. "Die drei Unternehmen ergänzen sich in hervorragender Weise. Gemeinsam können wir den bestmöglichen Service über den gesamten Lebenszyklus des Flugzeugs anbieten", sagte Michael von Puttkamer, Vice President Special Aircraft Services bei Lufthansa Technik. LHT wird sich um die Ersatzteilversorgung für die 737-Variante kümmern und auch Techniker in Nordholz bereitstellen, während ESG unter anderem bei der deutschen Zulassung und der Erstellung der Dokumentation hilft.

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US Navy

Das co*ckpit unterscheidet sich nicht zur zivilen Basis-Version der Boeing 737-800. Für Ersatzteile und Technik wird die Lufthansa Technik zuständig sein.

Umfassende Ausrüstung

Wenn alles klappt, werden die Marineflieger international "wieder vorne mit dabei" sein, denn die P-8A bietet als gegenwärtig einzige verfügbare "High-End"-Lösung ein umfassendes Fähigkeitsspektrum. Vor allem was die wieder verstärkt notwendige Jagd auf U-Boote zum Beispiel in der Ostsee und im Nordmeer vor Norwegen angeht, gibt es momentan wohl kein besseres Flugzeug. Insgesamt spricht Boeing von "einzigartigen Multimissionsfähigkeiten" der Poseidon, von der U-Boot-Jagd über die Bekämpfung von Schiffen, die weiträumige Seeüberwachung bis hin zum Einsatz bei Such- und Rettungsmissionen.

Die Ausstattung der P-8A ist entsprechend umfangreich. Für das Aufspüren von U-Booten können zum Beispiel bis zu 129 Sonarbojen mitgeführt werden (AN/AAQ-2(V)1 Acoustic System). Zu den weiteren Sensoren gehören ein elektrooptischer Sensorbehälter (einfahrbar) vom Typ MX-20HD und das APY-10-Radar. Für die Kommunikation gibt es diverse Datenlinks inklusive Satellitenfunk. Auch der Selbstschutz wurde nicht vergessen, mit ALQ-213 Electronic Counter Measures und ALE-47-Düppel/-Täuschfackelwerfer. Als Bewaffnung sind Torpedos und Harpoon-Lenkwaffen möglich.

Darüber hinaus wird in den USA an der Integration der 1100 kg schweren Lockheed Martin LRASM (Long Range Anti-Ship Missile) gearbeitet, die eine Reichweite von fast 1000 Kilometern bietet. Die US Navy nutzt zudem bei einigen Flugzeugen das Littoral Surveillance Radar System (LSRS/APS-149), ein Überwachungs-, Aufklärungs- und Zielerfassungssystem mit einem aktiven AESA-Array mit breiter Öffnung, der über eine GMTI-Funktion (Bewegtzielanzeige) verfügt.

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US Navy

Die Sonarbojen werden im Heckbereich gelagert. Bis zu 129 Sonarbojen können mitgeführt werden.

150 Lieferungen

Der Abbruch des vermurksten P-3C-Modernisierungsprogramms zwang die deutsche Marine zum Kauf der Poseidon, denn das deutsch-französische Kooperationsprojekt Maritime Airborne Warfare System (MAWS) mit einem "System-of-System-Ansatz" wird nicht vor 2035 erwartet – wenn es überhaupt noch zum Zug kommt, denn die P-8A kann locker 25 Jahre oder 25 000 Flugstunden durchhalten. Insofern können die Marineflieger ganz entspannt der Dinge harren, die da kommen. Sie stehen jedenfalls mit dem Kauf der Poseidon bei Weitem nicht alleine da, Deutschland ist vielmehr die achte Nation, die den US-Seefernaufklärer kauft.

Dieser wurde auf Basis des Verkehrsflugzeugs 737-800 NG entwickelt. Dabei handelt es sich nicht um eine Umrüstung, vielmehr durchlaufen die Flugzeuge mit dem bei Spirit AeroSystems in Wichita gebauten speziellen Rumpf (zum Beispiel Waffenschacht hinter den Tragflächen, Verstärkungen) die Endmontage in Renton parallel zu ihren zivilen Schwestern (jetzt 737-MAX-Familie). Nach dem Erstflug und der Überführung zum nahegelegenen Boeing Field in Seattle erfolgt dort die Ausrüstung mit den militärischen Systemen.

Bisher hat Boeing 150 P-8 ausgeliefert. Das Jubiläumsflugzeug ging Anfang Juli an die US Navy (Air Test and Evaluation Squadron (VX) One auf der Naval Air Station Patuxent River, Maryland). Seit 2013 erhielt die amerikanische Marine somit 112 der bestellten 128 Maschinen. Diese sind auf den Basen Dallas Love Field, NAS Jacksonville in Florida, NAS Patuxent River (Teststaffel) und NAS Whidbey Island (Pazifikküste) stationiert und werden inzwischen von über einem Dutzend Einsatzstaffeln betrieben.

Erster Exportkunde nach der Navy war die indische Marine, die ihre Poseidons im Januar 2009 direkt bei Boeing bestellte. Die P-8I erhalten dabei eine leicht abgeänderte Ausrüstung auch mit einheimischen Systemen. Unter anderem wird ein Magnetfelddetektor installiert. Die Einführung begann im Mai 2013, und inzwischen wurden zwölf Flugzeuge auf die Basis INS Rajali ausgeliefert.

Noch vor Indien entschied sich Australien für die P-8A, doch ein formeller Vertrag wurde erst im Oktober 2012 unterzeichnet. Die erste Poseidon für die RAAF wurde im September 2016 übernommen und traf im November auf der Basis RAAF Edinburgh im Süden des Landes ein. Durch die Umwandlung der Optionen hat die Regierung in Canberra nun 14 Poseidons bestellt, wobei zwei dann 2024 geliefert werden sollen.

Auch der Nachbar Neuseeland bestellte im März 2019 vier P-8A, die mindestens 30 Jahre im Dienst bleiben sollen. Das erste Flugzeug ist gerade lackiert worden und soll noch in diesem Jahr übergeben werden. Ein weiterer Kunde im Pazifikraum ist Südkorea, das im Juni 2018 die Beschaffung von sechs Poseidons über einen Regierungsvertrag (FMS) ankündigte.

Boeing P-8A Poseidon: Herrscher über die Ozeane (18)

Indian Navy

Erster Exportkunde nach der Navy war die indische Marine, die ihre Poseidons im Januar 2009 direkt bei Boeing bestellte. Die P-8I erhielten dabei eine leicht abgeänderte Ausrüstung.

Kunden in Europa

In der NATO haben sich neben Deutschland und den USA auch Großbritannien und Norwegen für die P-8A entschieden. Die Briten unterzeichneten im Juli 2016 einen Vertrag in Höhe von drei Milliarden Pfund (3,35 Mrd. Euro). Das erste Flugzeug traf im Februar 2020 in Schottland ein, wo RAF Lossiemouth als Basis ausgebaut wurde. Das neunte und letzte Flugzeuge wurde im Januar 2022 ausgeliefert. Norwegen unterschrieb im März 2017 für die P-8A. Die erste Maschine wurde im November 2021 ausgeliefert, inzwischen hat das Land alle fünf Flugzeuge erhalten. Einsatzbasis ist die Evenes Air Station, wo die 333 Squadron stationiert ist.

183 P-8A sind derzeit verkauft, und Boeing hofft darüber hinaus natürlich auf weitere Aufträge. Das Interesse sei angesichts des Ukrainekriegs gewachsen, heißt es, ohne dass man die Namen möglicher neuer Kunden publiziert. Bekannt ist allerdings, dass Boeing sich an der Aussschreibung des "Canadian Multimission Aircraft Project" zum Ersatz der CP-140 Aurora beteiligt. Das Team Poseidon besteht aus CAE, GE Aviation Canada, IMP Aerospace & Defence, KF Aerospace, Honeywell Aerospace Canada und Raytheon Canada.

Eine zügige Entscheidung in Kanada oder von anderen Interessenten ist notwendig, denn die Fertigung ist momentan nur bis Anfang 2025 gesichert. Ein konkretes, weit früheres Datum für den Programmstopp (letzte Bestellmöglichkeit) wird von Boeing aber (jedenfalls öffentlich) nicht genannt.

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Boeing

Auch Großbritannien hat sich für die P-8A entschieden. Das erste Flugzeug traf im Februar 2020 in Schottland ein, wo RAF Lossiemouth als Basis ausgebaut wurde.

Technische Daten Boeing P-8A Poseidon

Allgemeine Angaben
Besatzung: zwei im co*ckpit plus sieben
Antrieb: 2 x CFM International CFM56-7BE
Schub: 2 x 121,44 kN

Abmessungen
Länge: 39,50 m
Höhe: 12,83 m
Spannweite: 37,64 m

Massen
Leermasse: ca. 62 730 kg
Kraftstoff: ca. 29 000 l
max. Abflugmasse: 85 820 kg

Flugleistungen
max. Marschgeschwindigkeit: Mach 0.785 / ca. 910 km/h
Marschgeschw. für max. Reichweite: 815 km/h
Patrouillengeschwindigkeit: ca. 330 km/h
Dienstgipfelhöhe: 12 500 m
Überführungsreichweite: ca. 8300 km
Einsatzradius: über 2225 km mit über vier Stunden auf Station

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